Klönschnack

„Mal ’n lütten Klönschnack halten“ – so sagt man hier bei uns im Norden. Kennt Ihr bestimmt auch, oder? Einfach mal kurz stehen bleiben, ein Pläuschchen halten. Vielleicht klingelt man auch nur an der Tür, weil man „mal eben“ etwas abgeben will – oder was auch immer.

Und genau da beginnt mein… na ja, Problem ist zu viel gesagt. Sagen wir: mein gediegenes Stirnrunzeln.
Früher, bei uns im Elternhaus, war das nämlich so: Wenn jemand bimmelte oder anklopfte, wurde er oder sie grundsätzlich hereingebeten. Keine Diskussion. Direkt ging’s in die Küche – ob der Besuch das wollte oder nicht. „Nur mal eben schnell“ gab’s dann Kaffee oder Tee. Und wehe, man lehnte ab – das galt quasi als Affront! Natürlich wurde dabei „nur kurz“ geschnackt, aber ehe man sich versah, sprudelten aus allen Beteiligten plötzlich Neuigkeiten hervor. Ein Wort gab das andere… und zack, war Abendbrotzeit.
Ach, war das herrlich! Gemütlich, herzlich, vertraut. Und vielleicht lag die wohlige Stimmung auch ein kleines bisschen an dem ein oder anderen selbstgemachten Likörchen, der unbedingt probiert werden musste – wäre ja sonst unhöflich gewesen, nichts anzubieten.

Und heute?
Da wird fix was abgegeben – und das war’s dann.
Hallo?! Die Bimmler und Klopfer müssen draußen auf der Matte stehen bleiben! Zack – Tür zu! Weil der Bewohner etwas holen muss, das abgegeben wird.
Bestes Beispiel: Kinderaustausch. Mutti steht wie bestellt und nicht abgeholt vor der Tür, während der Nachwuchs reingeschoben wird, um sich draußen (!) anzuziehen. Und am besten wird die Tür schon vorher wieder zugeknallt. Ich hab das in der Nachbarschaft schon oft beobachtet – fürchterliche Zustände!

Haben die alle keine Zeit mehr? Oder keinen Anstand?
Wird nachbarschaftliche Nähe heute nicht mehr geschätzt? Keine Spur von dem, was sich eigentlich „gehört“? Haben die Angst, dass sie ihre Gäste nicht mehr loswerden?

Bei uns ist das zum Glück anders: Unsere Bimmler und Klopfer werden grundsätzlich hereingebeten – selbst wenn sie behaupten, keine Zeit zu haben. Niemand bleibt bei uns vor der Tür stehen!
Und siehe da: Schon im Flur ergibt sich ein feiner kleiner Klönschnack. Oft erzählen die Leute dann viel mehr, als sie eigentlich erzählen wollten. Und mein selbstgemachter Likör? Der findet auf diese Weise auch seine Abnehmer – man muss sich ja zu helfen wissen.

Aus aktuellem Anlass muss ich einfach einen meiner alten Artikel aus 2015 hervor kramen. Da bleiben die doch tatsächlich wieder vor der Tür stehen, sabbeln und frieren sich den Hintern ab. Nicht mal Glühwein gibt es…tztztztz… schlimm so was 🙂

Kommentare
()
Einen neuen Kommentar hinzufügenEine neue Antwort hinzufügen
Ich stimme zu, dass meine Angaben gespeichert und verarbeitet werden dürfen gemäß der Datenschutzerklärung.*
Abbrechen
Antwort abschicken
Kommentar abschicken
Weitere laden