Es gibt Momente, die schmecken nach Kindheit – und manchmal riechen sie sogar nach Plätzchen, obwohl weit und breit kein Backofen in Sicht ist. Bei mir passiert das, wenn der Himmel in diesem besonderen Rot leuchtet. Dann bin ich sofort wieder fünf Jahre alt, dick eingepackt, und sitze auf einem Schlitten.
Damals, Anfang der 70er, hatten wir kein Auto. Freitags war Großeinkaufstag – und das bedeutete: meine Mutter, ein Hackenporsche oder im Winter der Schlitten, und ich mittendrin. Die Einkaufsroute war kein Spaziergang: erst zu „Markmann“, dann zur Obst- und Gemüsehalle, zum Schlachter, und wieder zurück. Meine Mutter zog tapfer den Schlitten, beladen mit mir und den Einkäufen. Wahrscheinlich hat sie sich dabei gedacht: „Das ist kein Kind – das ist ein Sack Mehl mit Pudelmütze.“
Auf
halber Strecke fragte ich dann neugierig:
„Mama, warum ist der Himmel so rot?“
Ich war
bereit für eine lange Erklärung über Sonnenstrahlen, Wolken und Lichtbrechung. Stattdessen bekam ich:
„Die
Engel backen Kekse. Und wenn du ganz still bist, kannst du sie singen hören.“
Tja – und zack, war das Kind still. (Ein Trick, den man sich merken sollte.)
Heute Morgen, auf meiner Hunderunde, war der Himmel wieder in dieses warme Rot getaucht. Sofort war ich wieder auf diesem Schlitten, meine Nase kalt, meine Mutter vorn, und irgendwo oben Engel in Schürzen, die singend Teig ausrollen.
Manche Erinnerungen sind wie frisch gebackene Kekse – warm, süß und genau richtig, um den Tag schöner zu machen.