Mit den Heften in den Armen, vor der Brust verschränkt, stand sie dort –
lächelnd und doch frierend.
Ich hatte sie an diesem Platz noch nie gesehen. Sonst stand dort jemand
anderes, dessen Lächeln immer anders wirkte.
Ihr Lächeln heute war traurig.
Die
Menschen gingen achtlos an ihr vorbei, schoben volle Einkaufswagen zu ihren Autos, luden ihre Einkäufe ein
und fuhren nach Hause – hinaus aus der Kälte, hinein in die warme Stube.
Sie blieb. Stand in der
Kälte. Machte ihren Job.
In den Armen hielt sie eine Obdachlosenzeitung. Aktiv anbieten darf sie
sie nicht – also bleibt nur das geduldige, tapfere Warten, ob jemand stehenbleibt.
Kälte. Blicke.
Scham. Das ist harte Arbeit.
Beim Bäcker nebenan gibt es Kaffee to go.
Als ich
ihr einen Becher heißen Kaffee in die eine Hand und Milch, Zucker, Rührstäbchen und Serviette in die andere
Hand drückte, leuchteten ihre Augen auf. Sie lächelte – diesmal warm und überrascht – und bedankte sich
immer wieder, fast fassungslos.
Vielleicht konnte sie nicht glauben, dass jemand einfach so
innehält.
Die 1,50 Euro für den Kaffee taten mir nicht weh.
Das Strahlen ihrer
Augen aber – das war unbezahlbar.
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.